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Wie ich die Orientation Week vergaß und es dann doch schaffte, sie mit meinem super fun vacation trip zu verknüpfen

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Breze mit Berliner Fernsehturm

Ist das nicht ein guter Start in meine UWC-Karriere? Und welch guten Eindruck ich gleich hinterlassen konnte!

Eigentlich beziehe ich UWC in alle meine aktuellen Entscheidungen mit hinein. Und ja, ich tat dies tatsächlich auch bei der Planung unseres (eine gute Freundin und ich) spontanen Berlin-Urlaubs. Die Woche vor UWC-Schulstart war die einzige, in der wir beide Zeit hatten (okay, in der ich Zeit hatte), also sollte diese unsere Reisewoche werden.

Moooment!

War da nicht irgendwas mit Orientation Week vom Boarding House (Internat)? Ich schreib mal eine E-Mail und frag nach.

Und mit dem Schreiben der Mail war das Thema mental abgehakt. Lass uns den Zug buchen!

Die Pläne standen fest und irgendwann erinnerte ich mich: Milena, du hast die Antwort bezüglich Orientation Week nicht abgewartet! So fragte ich bei Julia persönlich nach (sie arbeitet die nächsten Monate im Boarding House und war vor ein paar Jahren deutsche UWCSEA-Stipendiatin) und stand vor einem Problem:

Orientation Week findet statt. Ganztägig. In der Woche vor Schulstart. Zeitgleich mit meinem Urlaub. Besser: Mit meinen zwei Urlauben, weil es mit meinen Geschwistern genauso spontan an den Gardasee ging.

Und gerade jetzt, wo alles online stattfindet, ist es besonders wichtig, bei der Orientation dabei zu sein und die anderen Schüler:innen kennenzulernen. Immerhin werde ich auf noch unbestimmte Zeit remote am Unterricht teilnehmen und es wäre einfacher, wenn ich schon ein paar Leute kenne.

Allerdings ist es mehr als doof von mir gegenüber meiner Freundin, wenn ich mich den ganzen Tag am Computer verkrümele, wenn wir eigentlich zu zweit im Urlaub sind.

Dilemma!

Ein langer Chatverlauf und ein genauso langes Telefonat mit Julia (herzlichen Dank noch einmal dafür!) ließ mich die Dinge klarer sehen, Kompromisse finden und die Geschichte rückblickend stark vereinfachen. Ich nehme an den wichtigsten Programmpunkten (Speed-Dating, Informationen über die Schule, Singapur …) teil, während sich meine Freundin eine Stunde lang selbst beschäftigt. Und dank ihrer Kooperation wurde es wirklich ein super fun vacation trip (wie eine Person es bezeichnete), den ich jeden Morgen mit einem Video-Call nach Singapur und in die ganze Welt begann.

Jetzt möchte ich es nicht missen, euch über meine Sommer-Erlebnisse in Kenntnis zu setzen!

Am Montag waren wir im Berlin Story Bunker mit der sehr gut aufbereiteten Dauerausstellung “Hitler – Wie konnte es geschehen?”. In dieser werden alle Geschehnisse um den Zweiten Weltkrieg kritisch betrachtet: War Hitler schon von klein auf böse? Warum liefen ihm die Menschen scharenweise nach?

Eine Antwort überraschte mich: Hitler sprach die Menschen als “Volksgenossen und -genossinnen” an und galt unter anderem deshalb als besonders fortschrittlich.

Passend dazu gingen wir am Abend ins Freiluftkino Kreuzberg und sahen uns “Jojo Rabbit” an, eine Satire über den Nationalsozialismus. Es gibt viele lustige Szenen, allerdings war ich mir nicht immer sicher, ob wir über die Witze und überspitzten, aber doch reproduzierten antisemitischen Äußerungen lachen dürfen, weil sie die Grausamkeit der Geschehnisse vielleicht doch zu sehr abschwächen?

Insgesamt ließen wir uns eher treiben, spazierten durch die Straßen, sahen hier und da in die Läden hinein oder genossen einen Ausflugstag mit dem Fahrrad an der Havel.

Mit dem Zug ging es Donnerstagabend auch wieder nach Hause, damit ich am nächsten Tag mit meinen Geschwistern an den Gardasee fahren konnte. Hach, das war sehr schön!

Als ich am Samtagnachmittag an der Abschlusssession der Orientation Week teilnahm (im Campingstuhl natürlich), war ich froh, dass ich immerhin bei ein paar Programmpunkten dabei war.

Ich hatte nicht wirklich Lust auf den Beginn des Schuljahres online. Doch nun stellte sich bei mir endlich eine konkrete Vorfreude auf die kommenden zwei Schuljahre ein. Julia kreierte ein wunderbares Bild, das mich motivierte, das Remote Learning anzunehmen und das Beste daraus mitzunehmen:

Denn wir Schüler:innen sind über die ganze Welt verteilt und obwohl wir alle an unseren Laptops daheim sitzen, bilden wir gerade dadurch ein riesiges Netz, das die Erde umspannt und uns als Gemeinschaft verbindet.

Allerliebst,

Milena

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