Zum Inhalt springen

Und vergiss nicht deine Geschenke auszupacken!

Ich verfasse diese Zeilen inmitten grüner Schönheit sitzend und von einer Brise Natursüße umweht, gemischt mit herbem Zigarettenduft vom vergangenen Abend.

Vielleicht lasse ich das mit der Schriftstellerinnenkarriere vorerst … Die beschriebene Szene ist allerdings nicht erfunden, sondern illustriert tatsächlich meine Schreibsituation bei der französischen Gastfamilie, die mich für eine Woche aufnimmt.

Ich wohne zwar sehr gerne im Boarding House und liebe es, meine Freund:innen gleich um die Ecke zu treffen, aber etwas Distanz und eine kleine Pause von der immer gleichen Umgebung tun zwischendurch schon gut.

Passend zum Ende vom ersten Trimester könnte dieser Post ein Jahresrückblick werden, aber darauf habe ich im Moment keine Lust. Stattdessen erzähle ich euch von meinen letzten Wochen in Term Eins und von meiner ersten Hälfte der Ferien.

Die Schulzeit verlief akademisch anspruchsvoll mit ein paar Deadlines und Tests, wobei ich es mit meiner Fächerkombination verglichen mit anderen recht ruhig hatte. In meiner Freizeit schrieb ich Weihnachtskarten, war mit den deutschsprachigen Mädels bei einer deutschen UWC-Familie zum vorweihnachtlichen Raclette eingeladen oder traf mich zum Bubble Tea mit Yan Ping, einer Freundin von Jonas, dem Freund meiner Schwester.

Arina und ich im Meer

Meine Ferien begrüßte ich mit dem Aufholen einiger Weihnachtsfilme und Serien, für die ich bisher keine Zeit hatte und am ersten Montag ging es zum ersten Mal, seit ich hier bin, richtig an den Strand zum Baden. Das Wasser war ziemlich ruhig, da wir in einer Bucht waren, und sehr salzig, sodass es einfach war, wie ein Treibholz im Wasser zu entspannen.

Ich war total begeistert, als wir ein paar Meter hinausschwammen und erlebten, wie die Regenfront auf uns zukam. Das hatte ich so noch nie gesehen!

Die nächsten Tage widmete ich dem Plätzchenbacken, einer super deutschen Tradition, wie ich immer wieder bemerke, wenn ich über Weihnachten im Ausland bin (okaaay, das war das zweite Mal nach Frankreich). Die anderen haben zwar auch ein paar Kekse gebacken, aber dieses exzessive Backen (drei Sorten meinerseits), ist ziemlich deutsch.


Übrigens habe ich nun eine Buddy-Klasse! Es ist eine erste Klasse, die ich zum Beispiel in meinen Freistunden besuchen und mit den Kindern spielen kann. Optimalerweise wird uns das nach den Ferien physisch möglich sein, denn bisher durften wir wegen Corona die Grundschule nicht betreten.

Eine Familie meiner Buddy-Klasse besuchte mich am 24. Dezember und brachte mir ein Weihnachtsgeschenk, total süß! Besonders lachen musste ich über die Karte, die meine kleine Buddy mir malte und schrieb, denn sie enthielt einige wichtige Lebensweisheiten und Tipps wie: “Vergiss nicht, deine Geschenke auszupacken!”

Heilig Abend wurde mit einem Abendessen von unserem Schulcatering gefeiert. Sie haben sich richtig ins Zeug gelegt und sich sogar an den von mir gewünschten Semmelknödeln versucht. Dafür, dass sie davor noch nie von diesem Gericht gehört, gesehen, geschweige denn gekostet hatten und sehr skeptisch waren, dass diese im Wasser gekocht werden (“die saugen sich doch voll!”), war ich erstaunt, wie gut es ihnen gelungen ist. Klar, die daheim sind besser, aber die Dinger sahen aus wie Semmelknödel und schmeckten auch so!

Trotz des guten Essens, zu dem sich alle auch festlich anzogen, was ein ungewohntes Bild im Boarding House ist, fühlte es sich doch nicht wie Weihnachten an. In meinem Kopf geht es einfach nicht zusammen, dass Leute ein Fest feiern, von dem sie keine Ahnung haben und das ihnen nichts bedeutet. Warum feiern sie dann nicht einfach den 24. Oktober als Fest der Familie und Liebe anstatt den 24. Dezember als Jesus’ Geburtstag?

Den ersten Weihnachtsfeiertag verbrachten wir global traditionell mit gemeinsam Entspannen, Essen, Spielen, Essen, Filmschauen, Essen, Karaoke, Essen, Just Dance, Essen. Besonders viel Spaß hatte ich, als ich mit Moana das deutsche ARD-Märchen “Die zertanzten Schuhe” schaute und gegen Ende nicht-deutschsprachige Leute reinkamen und wir simultan übersetzten, was der König und die Prinzessinnen verlauten ließen.

Die nächsten Tage ging es weiter mit Brunch mit Arina und Varini, einem Abend mit Secret Painter (eine zugeteilte Person malen und sie erfährt erst hinterher, wer sie malte), Grießschmarrnbacken mit meiner Schulfreundin Siya und einer Einladung zum Mittagessen bei einer indischen Familie, was himmlisch war!

Seit gestern bin ich in meiner Gastfamilie, die ziemlich cool drauf ist und mich die Entscheidung, das Boarding House für ein paar Tage zu verlassen, nicht bereuen lässt.

Allerliebst,

Milena

3 Gedanken zu „Und vergiss nicht deine Geschenke auszupacken!“

  1. Hi Milena,
    kam erst jetzt dazu, deinen Post zu lesen. :-), aber mir fällt auf, dass du ziemlich viel mit Essen beschäftigt bist….GRINS
    Wir waren jetzt drei Tage in Balderschwang. Zwei Mal zum Touren laufen und gestern zum Langlaufen. Es war Himmlisch. Nur gestern hatte der Wettergott kein Erbarmen mit uns….es war nass, grau und verdammt kalt. Aber trotz allem kamen Selina, Werner und ich mit Skaten auf über 8km und Bene unser Angeber auf 12…..Ohne Worte…Selina jammert heute über Muskelkater. Bene hat mal wieder nix…Typisch… LG Melli

    1. Liebe Melli,

      hmm, das könnte gut sein 🍰.
      Euer Ausflug klingt gut! Schnee wär auch mal wieder was, aber auf der anderen Seite finde ich es dann doch sehr angenehm, mich nicht immer dick einpacken zu müssen, wenn ich rausgehe 🙂

      Liebe Grüße
      Milena

  2. Pingback: Sonne und Waran: mein Ostern in Singapur | milenarrative

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.