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Von Acht auf Zwei: Singapur verschärft Corona-Maßnahmen

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Meinen letzten Post Mitte April begann ich mit der Dankbarkeit, in Singapur ein nahezu Corona-freies Leben führen zu können.

Ich feierte meinen 18. Geburtstag mit Freund*innen im Restaurant, besuchte eine Familie meiner Buddy Class. Unsere Zwölftklässler*innen zelebrierten ihren letzten Schultag mit einem Grand Walk durch die Schule und den Geburtstag einer Freundin feierten wir bei der Lehrerin ihrer Buddy Class (die übrigens mit meinem ehemaligen Mathe-Lehrer verheiratet und mit dem Mathelehrer meiner Freundinnen benachbart ist – ein Umstand der uns den ganzen Abend amüsierte).

Angesichts der sicheren Lage in Singapur und dem Was-auch-immer in Deutschland entschied ich mich dazu, den Sommer hier zu verbringen. Seit die Quarantäne für Einreisende von zwei auf drei Wochen verlängert wurde, bin ich noch froher über die Entscheidung.

Alarmierend große Corona-Fallzahlen!?

Und nun lernen wir seit Mittwoch bis Mitte Juni im Online-Unterricht, über einen Circuit Breaker wird spekuliert. Grund für die verschärften Maßnahmen sind 30 bis 40 neue Covid-Fälle täglich. Damit liegt die 7-Tage-Inzidenz bei 4,7. Korrekt, vier Komma sieben.

Eine Zahl, von der Deutschland träumt.

Zügig nach dem Anstiegsbeginn der Corona-Fälle wurde die Größe von Gruppen, die gemeinsam unterwegs sein dürfen, ab 8. Mai von acht auf fünf reduziert und jetzt in “Phase 2 (Heightened Alert)”, seit 16. Mai, noch weiter auf lediglich zwei. Restaurantbesuche sind jedoch nicht erlaubt, Essen gibt es nur zum Mitnehmen. Verpflichtend wird das Mitführen eines Trace-Together-Tokens oder der äquivalenten App, die ungefähr wie die Corona-Warn-App funktioniert.

Die neuen Restriktionen treffen uns im Boarding House noch stärker, zum Beispiel weil ein einziger Corona-Fall wahrscheinlich das komplette Haus in Quarantäne führt. Allerdings sind wir auch auf dem Radar der Regierung und müssen die Abstands- und Maskenregelungen (überall, außer im eigenen Korridor) genauestens einhalten. Nichteinhalten bei einer Kontrolle durch die Behörde führt zu einer dicken Geldstrafe und noch stärkeren Restriktionen wie letztes Jahr während des Circuit Breakers. Darauf möchten wir verzichten, denn regelmäßig hören wir die Geschichten, wie anstrengend das Leben im Boarding House letztes Jahr während jener Zeit war, als der Campus nicht verlassen werden durfte und jegliches Socializen untersagt war.

Gestern Abend feierten unsere Zwölften ihr Graduation-Dinner – ohne den Rest der Boarders, um die Abstandsregelungen einhalten zu können. Den gesamten heutigen Tag livestreamen wir die Zertifikatsübergabe, für die der Jahrgang in sechs Gruppen geteilt wird, damit eine Veranstaltung in Person stattfinden kann. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass mittendrin kontrolliert wird und der Tag abgebrochen wird, falls die Regierung mit der Situation nicht einverstanden ist.

Die Hauseltern schärfen uns wiederholt ein, die Regeln einzuhalten. Weniger, um eine Ansteckung zu vermeiden, als weil: Die Nachbarn oder Umstehenden könnten euch der Polizei melden. Das ist Singapur.

Hoffen wir, dass einem Circuit Breaker wirklich entgangen wird.

Stellt euch die Ironie vor, wenn ich meinen nächsten Post mit “Viele Grüße aus dem Circuit Breaker!” beginnen würde. Bitte nicht.

Allerliebst,

Milena

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